Digitalisierung und Energie
Der Betrieb von Gebäuden macht fast 55% des globalen Stromverbrauchs aus und birgt daher ein bedeutendes Einsparpotenzial. „Smart Cities & Buildings“ können zukünftig dafür sorgen, diesen Anteil zu reduzieren und Energie effizienter zu nutzen. Denn intelligente Gebäude sind mit zahlreichen IoT-Sensoren ausgestattet, die unter anderem den Energieverbrauch analysieren. Die Gebäude können dann Temperaturen, Beleuchtung und Belüftung automatisiert anpassen oder den Nutzern Empfehlungen zeigen, wie diese ihren Verbrauch selbst optimieren können.
Eine Smart City integriert darüber hinaus noch weitere Technologien, die die Lebensqualität und Nachhaltigkeit vor Ort verbessern sollen. Am Pilotprojekt Smarter Together München lassen sich einige Beispiele zeigen: Im Projektgebiet werden Fotovoltaik-Anlagen aktiv gefördert und Überschüsse für sonnenarme Zeiten in Batteriespeicher eingespeist. Bauherrn sowie Wohnungseigentümergemeinschaften steht eine Beratungsstelle zur Verfügung. Außerdem wurden Smarthome Boxen an Anwohner verteilt, damit diese ihr Wohnklima analysieren und ihren Energieverbrauch effizient steuern können. Durch die „Modellprojekte Smart Citys“ werden seit 2019 auch viele weitere Städte und Gemeinden staatlich unterstützt, um solche Konzepte umsetzen zu können.
Mobilität
Über das Thema Mobilität in Städten ließen sich wohl ganze Buchbände schreiben. Die wichtigsten Schlagwörter hierbei sind Elektromobilität, Micro Mobility und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie von Fuß- und Radwegen. In dem Konzept „Die Stadt für Morgen“ des Umweltbundesamtes (UBA) wurden hierfür konkrete Ziele festgelegt.
Das erste Ziel ist wohl eines der ambitioniertesten: Pro 1.000 Einwohner sollen zukünftig nur noch 150 PKW zugelassen werden. Denn das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Flächen werden frei und können anderweitig genutzt werden, Staus und Lärm werden reduziert und die Gesundheit wird gefördert. Nicht mehr benötigte PKW-Stellplätze sollen dann in Fahrradstellplätze oder -wege umgewandelt werden. Außerdem sollen an 50 % des Hauptverkehrsnetzes eigene Fahrspuren für öffentliche Verkehrsmittel eingerichtet werden. Carsharing und Mitfahrvermittlungen ergänzen das Mobilitätsangebot. Die Vision lautet: Ein treibhausgasneutraler Stadtverkehr, in dem Autos eine untergeordnete Rolle spielen – und wenn sie doch zum Einsatz kommen, sollen sie mit erneuerbarem Strom betrieben werden.
Die mangelnde Ladeinfrastruktur ist einer der meistgenannten Kritikpunkte beim Thema E-Mobilität. Um diese zu verbessern, sollen laut UBA Ladesäulen schon beim Gewerbe- und Wohnungsbau mitgeplant werden. Gleichzeitig soll der ÖPNV so attraktiv gestaltet werden, dass er dem PKW vorgezogen wird. Ansätze hierfür sind die Verbesserung der Zuverlässigkeit, günstige Preise, eine hohe Taktfrequenz sowie der Netzausbau bis ins Umland. Darüber hinaus kann Mikromobilität, beispielsweise durch E-Scooter, eine sinnvolle Ergänzung sein – allerdings nur dann, wenn diese Autofahrten ersetzen. Werden die Scooter hingegen als Alternative zum Fahrrad oder zum Zufußgehen genutzt, sind sie für die Umwelt von Nachteil.
Neben dem Personenverkehr muss zukünftig auch die Logistik von Gütern neu gedacht werden. Denn gerade in Innenstädten haben große Zustellfahrzeuge kaum Platz und belasten die Umwelt – insbesondere, wenn Mehrfachzustellungen nötig sind. Um die Endzustellung umweltfreundlicher zu gestalten, stehen immer wieder Mikrodepots zur Diskussion. Dieses Konzept sieht vor, dass Pakete von kleinen Lagerstationen aus mit Lastenrädern zum Ziel gebracht werden.
In München werden auch im Bereich Mobilität einige Modellprojekte umgesetzt. Neben der Erstellung einer neuen Lieferverkehrsstrategie, die flexible Mikrodepots und neue Packstationen beinhaltet, wurden im Rahmen von „Smarter Together“ bereits E-Mobilitätsstationen eingerichtet. Dort können Fahrräder, E-Bikes und E-Trikes (Lastenräder) sowie Elektroautos gemietet werden. Außerdem fungiert eine „Quartiersbox“ sowohl als Sammelbox für Lieferungen von Online-Shops und lokalen Geschäften als auch als privates Schließfach, um beispielsweise für den Nachbarn einen Leihgegenstand zu hinterlegen.
Viele Projekte betreffen die Zustellung auf der „letzten Meile“. Doch auch längere Transportstrecken sollten in Zukunft überdacht werden. Das FHWS Institut für angewandte Logistik erstellt deshalb derzeit Machbarkeitsstudien zur Paketmitnahme im öffentlichen Verkehr. Dabei werden zwei Konzepte überprüft: Einerseits der Pakettransport in mäßig ausgelasteten Linienbussen im ländlichen Raum, anderseits die Mitnahme von Transportbehältern in Regionalzügen außerhalb der Pendlerzeiten.
Ressourcen- und Flächennutzung
Urbaner Umweltschutz beinhaltet auch die effiziente Nutzung von Ressourcen und Flächen. „Urban Farming & Gardening“ ist hierbei ein immer beliebter werdender Ansatz. Aus ökologischer Sicht spart der Lebensmittelanbau in der Stadt Transportwege und Verpackungsmaterial und ist dann besonders sinnvoll, wenn saisonale Produkte direkt verzehrt und nicht in Kühlhäusern eingelagert werden. Auch vertikale Stadtfarmen in Wolkenkratzern sind zukünftig denkbar. Durch begrenzte Flächen sind diese Konzepte allerdings eher als Ergänzung und nicht als vollständige Alternative zur klassischen Landwirtschaft zu betrachten. Auch Supermärkte binden den lokalen Anbau inzwischen in ihr Konzept ein. Der REWE Modellsupermarkt in Wiesbaden-Erbenheim produziert mithilfe von Aquaponik direkt vor Ort Basilikum und Fisch. Außerdem können nach eigenen Angaben durch die umweltfreundliche Verpackung von Basilikum 12 Tonnen Plastikverpackung pro Jahr eingespart werden.
Die Vision des Umweltbundesamtes beinhaltet auch das Schaffen neuer Grün- und Wasserflächen. Durch Naherholungsgebiete werden Fahrten in das Umland reduziert, die biologische Vielfalt vor Ort erhalten und die Gesundheit der Anwohner gefördert. Zudem sollen Brach- und Bauflächen besser genutzt und Städte sinnvoll nachverdichtet werden. Reparatur- und Tauschläden sind eine weitere Möglichkeit, um Ressourcen effizient zu nutzen und häufige Neuanschaffungen zu vermeiden.
Zudem kann Gebäudebegrünung einen wirksamen Beitrag zum urbanen Umweltschutz leisten. Da Städte immer stärker von hohen Temperaturen belastet werden, können Fassaden- und Dachbegrünungen wie eine natürliche Klimaanlage eingesetzt werden. Außerdem binden die Pflanzen CO₂ und verbessern die Luftqualität. Auch für die Lebensqualität der Anwohner sind grüne Gebäude und Dächer eine echte Bereicherung.
Fazit
Umweltschutz spielt in Städten eine immer wichtigere Rolle und bewirkt oft auch soziale Vorteile. In Deutschland werden hierfür schon zahlreiche Konzepte erprobt oder umgesetzt. Vor allem die Politik ist nun gefragt, um energieeffizientes Wohnen und Bauen noch stärker zu fördern und eine klimaneutrale Infrastruktur in Städten aufzubauen. Die Modellprojekte zeigen, dass das möglich ist – insbesondere dann, wenn eine enge Abstimmung mit Anwohnern und Unternehmen erfolgt. Die Zukunftsaussichten für den städtischen Umweltschutz sind also vielversprechend. Wir freuen uns auf das, was noch kommt!