Die Speicher­farm: Kreative und gewinn­­bringende Zweit­nutzung von Autoakkus

Wenn es um das zweite Leben alter Autoakkus geht, hat Innovation einen Namen: die Speicherfarm. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das gegenwärtig vor allem durch den renommierten deutschen Autohersteller BMW präsentiert wird. Die Idee leuchtet ein und ist offenbar leichter in die Praxis umzusetzen als gedacht. Denn Batterien, die primär für den Einsatz in Elektroautos hergestellt wurden, weisen auch in ausgedientem Zustand noch so viel ungenutztes Potenzial auf, dass sie sich hervorragend für andere Zwecke weiterverwenden lassen. Ein Ansatz, der ganz im Einklang mit dem Credo der Green IT und ihrem Engagement für Ressourcenschutz und Abfallvermeidung steht.

Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter diesem viel diskutierten Projektentwurf und welche Weichen stellt er für die Zukunft?

Wo wirtschaftliche und ökologische Aspekte eine vorteilhafte Symbiose eingehen

Verschwendung auf der ganzen Linie – so könnte das berechtigte Urteil lauten, wenn es um die einstmals voreilige Entsorgung alter Autoakkus geht. Denn Experten sind sich einig: Nach der Beendigung ihres ‚ersten Lebens‘ erweisen sich die Batterien noch im Schnitt zehn Jahre lang als effiziente Stromspeicher im Rahmen einer Zweitnutzung. Das haben einschlägige Studien bewiesen. Wird das verbleibende Potenzial ausgeschöpft, so hat dies nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern auch für das finanzielle Budget.

Die Idee der kommerziellen Nutzung alter Autobatterien ist dabei keineswegs neu. Bei führenden Autoherstellern wie Daimler und Toyota gehört diese Verfahrensweise längst zum Arbeits- und Produktionsalltag. Nun gaben auch General Motors und Nissan bekannt, diesem Beispiel in Kürze folgen zu wollen. BMW wiederum weckt durch das Einrichten einer Speicherfarm aktuell das Medieninteresse. Damit präsentiert sich das Unternehmen als Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Schließlich werden auf diese Weise die Müllberge drastisch reduziert und der Verbrauch wertvoller Ressourcen, die für die Herstellung von neuen Stromspeichern benötigt werden, erheblich eingeschränkt.

BMW integriert Speicherfarm im Leipziger Werk

Als neuester Zuwachs auf der Liste der vorbildlichen Autohersteller produziert BMW den Strom im Leipziger Werk mit eigenen Windrädern. Gespeichert wird dieser wiederum mithilfe alter und neuer Autobatterien. Kommt es zu Ausfällen im BMW-Werk oder zu einer überdurchschnittlich hohen Belastung in der Produktion, so erweist sich die Speicherfarm als doppelte Absicherung. Dabei liegt die Kapazität bei insgesamt 700 alten BMW-i3-Stromspeichern. Genutzt werden bislang jedoch nur rund 500 alte Batterien, da es sich bei dem BMW i3 um ein relativ junges Modell handelt.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft?

Angesichts der steigenden Anzahl bekannter Autohersteller ist eine weitere Verbreitung des Modells der Zweitnutzung alter Autoakkus zu erwarten. Langfristig kann eine Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten zu einer Optimierung sowohl der privaten als auch der öffentlichen Stromversorgung führen, die ganz ohne die Inanspruchnahme wertvoller Rohstoffe vonstattengeht.


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