Kopenhagen: Auf dem Weg zur ersten klimaneutralen Hauptstadt der Welt

Kopenhagen hat einen ambitionierten Plan: Die Stadt möchte bis zum Jahr 2025 zur weltweit ersten klimaneutralen Hauptstadt werden. Von 2005 bis 2019 konnte Kopenhagen seine CO₂-Emissionen bereits um 54 % reduzieren. Bis 2025 sollen diese noch weiter schrumpfen – was dann noch übrig ist, wird kompensiert. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ziele der Dänen und darauf, wie weit sie bereits gekommen sind.

Der CPH 2025 Climate Plan

Der CPH 2025 Climate Plan definiert Ziele in den vier Bereichen Energieverbrauch, Energieerzeugung, Mobilität und Initiativen der Stadtverwaltung. Diese sollen zusammen zur Klimaneutralität der Stadt beitragen. Die wesentlichen Ziele jeden Bereiches sind:

Energieverbrauch

2010 waren 75 % der CO₂-Emissionen Kopenhagens auf die Nutzung von Strom und Heizung zurückzuführen. Um hier anzusetzen, plant die Stadt unter anderem energieeffiziente Neubauten, die Sanierung bestehender Gebäude, die Förderung von Solarzellen und die Implementierung einer digitalen Infrastruktur als Smart City.

Energieerzeugung

Hauptziele in diesem Bereich sind der Ausbau von Windkraft, die Nutzung von Biomasse und Geothermie sowie die Erzeugung von Biogas aus organischen Abfällen. 74 % der gesamten geplanten Kohlenstoffreduzierung Kopenhagens entfällt auf Einsparungen bei der Energieerzeugung.

Grüne Mobilität

Im Kopenhagen der nahen Zukunft sollen drei Viertel aller Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Dafür soll die Infrastruktur verbessert werden, wobei dem Ausbau von Radwegen in der Fahrradstadt Kopenhagen eine besondere Bedeutung zukommt. Die Nutzung von elektrischen, mit Wasserstoff oder Biokraftstoffen betriebenen Autos soll gefördert werden.

Initiativen der Stadtverwaltung

Öffentliche Gebäude sollen energieeffizienter und mit Solarpaneelen ausgestattet werden. Gleichzeitig sollen die Fahrzeuge der Stadt möglichst ohne Emissionen auskommen. Weiterhin ist eine Halbierung des Energieverbrauchs der Straßenbeleuchtung geplant.

Was Kopenhagen bereits erreicht hat

Der Climate Plan sieht eine Umsetzung in drei Phasen vor. Die ersten beiden, 2013–2016 und 2017–2020, sind inzwischen abgeschlossen. Die Fortschritte der dänischen Hauptstadt machen sich nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Stadtbild bemerkbar: Dieses wird immer mehr von nachhaltigen Gebäuden sowie von breiten Radwegen und -brücken geprägt. Mit 68 % an nachhaltig zurückgelegten Strecken (zu Fuß, mit dem Rad oder ÖPNV) rückte das Mobilitäts-Ziel Kopenhagens bereits 2018 in greifbare Nähe. 2019 nutzten 62 % der Einwohner das Fahrrad für den Weg zur Arbeit oder Schule – 2012 waren es noch 36 %.

Ein Bericht von Greenpeace zeigt den Stellenwert des Radverkehrs im europäischen Vergleich. Während es in München pro eine Million Radfahrten zu 9,1 Unfällen kommt, sind es in Kopenhagen gerade mal 0,7. Das ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Erstens investiert München nur 2,30 € pro Jahr und Einwohner in eine effiziente und sichere Infrastruktur für Radfahrer. In der dänischen Hauptstadt sind es über 35 €. Zweitens ist der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr in Kopenhagen deutlich höher, weshalb Autofahrer automatisch mehr Rücksicht nehmen müssen.

Auch im Bereich Energie geht es voran. 2021 waren 80 % der Fernwärme bereits klimaneutral. Das Schöne an neuen Projekten: Diese machen die Stadt häufig nicht nur nachhaltiger, sondern auch lebenswerter. Denn Gebäude erfüllen teils mehrere Funktionen gleichzeitig. So wird ein Parkhaus auch zum Energiespeicher und sein Dach zum Spiel- und Sportplatz. Das wohl spektakulärste Beispiel ist jedoch die Müllverbrennungsanlage Amager Bakke, die weltweit sauberste ihrer Art.

In Amager Bakke wird Abfall in Energie umgewandelt, die 150.000 Kopenhagener Haushalte mit Strom und Fernwärme versorgt. Dabei gelangen keinerlei giftige Abgase in die Luft, außerdem ist eine Anlage zur CO₂-Abscheidung geplant. Doch das Gebäude ist unter dem Namen CopenHill vor allem als Freizeitdestination bekannt. Denn es beherbergt auf seinem abfallenden Dach eine Trockenskipiste. Nach oben geht es per Skilift oder zu Fuß auf dem „CopenHill Track“. Und an der Seite des Gebäudes? Dort befindet sich die höchste Kletterwand der Welt. Wenn das keine außergewöhnliche Kombination ist!

Ein weiteres Erfolgsbeispiel: Das Wasser im Hafen Kopenhagens ist so sauber, dass man darin sorgenfrei schwimmen kann. Die Stadt hat dafür spezielle Bäder eingerichtet. Davon profitieren Umwelt, Bewohner und Wirtschaft zugleich. Wirtschaftswachstum spielt bei den Umweltplänen ebenfalls eine zentrale Rolle. So konnte sich Kopenhagen bereits als weltweit führend im Bereich „Clean Technologies“ positionieren und neue Arbeitsplätze schaffen.

Fazit: Kopenhagen ist ein Vorbild für Nachhaltigkeit

Wird Kopenhagen es schaffen, bis 2025 klimaneutral zu sein? Darüber herrscht noch Uneinigkeit, denn es wird immer wieder über die richtige Berechnungsmethode der Emissionszahlen diskutiert. Doch eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Kopenhagen hat es geschafft, seine Emissionen trotz Bevölkerungswachstum signifikant zu reduzieren und nicht nur einen Wandel in Politik und Wirtschaft anzustoßen, sondern auch für mehr Lebensqualität der Bewohner zu sorgen. Ein Vorbild ist die Stadt also allemal – ob klimaneutral oder nicht.


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