Plastik wird noch immer viel zu selten recycelt, die Recyclingquote lässt derzeit mit 49 % zu wünschen übrig. Doch die Quote ist nicht aussagekräftig genug. Ein Teil des Abfalls wird weiterhin exportiert und verbrannt. Durch das Verbrennen entstehen toxische Giftstoffe, welche ein Problem für Mensch und Umwelt darstellen. Weiterhin verschmutzt ein großer Teil die Meere. So befinden sich schätzungsweise ca. 8 Millionen dort. Tiere fressen Plastik und verhungern bei vollen Mägen, aufgrund eines verstopften Verdauungsapparats – oder verfangen sich in den Abfällen und ersticken daran.
Ein weiteres Problem stellen die immer knapper werdenden fossilen Ressourcen dar. Exakte Prognosen, wann die Rohstoffe ausgehen, können nicht getroffen werden, da unbekannt ist, wie viel Erdöl sich unter der Erde befindet. Experten gehen jedoch davon aus, dass bis zum Jahr 2050 der Rohstoff ausgehen könnte. Spätestens dann muss eine Alternative zu fossilbasierten Kunststoffen geschaffen werden.
Die nachhaltigste Alternative zu Plastik wäre natürlich, darauf zu verzichten, doch dies ist einfacher gesagt als getan. In vielen Bereichen wird das Material aufgrund seiner Eigenschaften benötigt.
Plastik bei Elektrogeräten
Gerade Elektrogeräte profitieren von den Vorzügen von Kunststoffen und können sogar helfen Ressourcen einzusparen. Viele Elektrogeräte sind mit innovativen Kunststoffen ausgestattet, welche Energie speichern und dafür sorgen, dass weniger Strom verbraucht wird.
Die Fähigkeit, elektrischen Strom zu isolieren und Belastungen zu widerstehen, machen Kunststoffe zum idealen Material, um eine sichere und effiziente Stromversorgung zu schaffen. Zudem werden die Gefahren, welche mit Strom einhergehen, gemindert.
Computermäuse aus Kaffeesatz
Kaffeesatz kann mehr als nur ein Abfallprodukt vom Kaffee am Morgen sein. In einem Experiment gelang es einem Hannover Forscherteam Bioverbundstoffe mit Kaffeesatz herzustellen. Den erdölbasierten Polymeren konnte Kaffeesatz mit einem Anteil von 40 Prozent zugesetzt werden. Testweise konnte der Verbundwerkstoff zur Produktion von Computermäusen eingesetzt werden.
Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Forscher arbeiten bereits seit einiger Zeit an einem alternativen Werkstoff. In diesem Kontext fällt häufig der Begriff „Biokunststoff“. Doch Biokunststoffe führen häufig zu Missverständnissen. Das dabei verwendete „Bio“ kann nicht mit Bio-Standards für Lebensmittel verglichen werden. Die Nutzpflanzen kommen üblicherweise nicht aus streng kontrolliertem und zertifiziertem Anbau. Die benötigten Rohstoffe werden meist auf Monokulturen angebaut und mit Pestiziden und Dünger behandelt, welche schädlich für das Grundwasser und den Boden sind. Vorwiegend handelt es sich bei den Rohstoffen um Zuckerrohr, Mais oder Kartoffeln. Viele Rohstoffe für biobasierte Kunststoffe stehen damit in Konkurrenz zur Herstellung von Nahrung und sorgen für ein ethisches Dilemma. Weitere Rohstoffquellen werden also benötigt.
Sogenannte Drop-In-Lösungen können bereits jetzt konventionelle Kunststoffe auf industriellem Niveau ersetzen. Dafür wird in bestehenden Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen der Rohstoff Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt. Eigenschaften und chemischer Aufbau sind nahezu identisch zu ihren erdölbasierten Pendants, weshalb sie für langlebigere Produkte ideal sind. Sie schonen fossile Ressourcen, weisen jedoch ebenso eine schlechte biologische Abbaubarkeit auf. Nur wenige biobasierte Kunststoffe können sich zersetzen und selbst wenn, werden dafür industrielle Kompostieranlagen benötigt. Weiterhin benötigen die meisten biobasierten Kunststoffe, je nach Anwendungszweck, weitere Additive, welche Recycling oder den Zersetzungsprozess erheblich erschweren.
Recycling von Plastik
Einer der wichtigsten Ansätze im Umgang mit Kunststoffen ist, diese dem Recyclingkreislauf zuzuführen und als Rezyklat für neue Produkte zu verwenden. Aktuell sind diese noch teurer als neues Plastik und bieten kaum einen Mehrwert für Hersteller. 2017 untersuchte das Institut cyclos-HTP, wie recyclingfähig Abfälle aus der gelben Tonne sind. Demnach ist ein Drittel überhaupt nicht recyclingfähig. Die anderen zwei Drittel werden nur zu etwa 40 Prozent zu Rezyklat weiterverarbeitet. Ein Großteil der Abfälle wird nicht wiederverwendet, sondern wird der thermischen Verwertung zugeführt. Die Probleme für die niedrige Recyclingquote liegen einerseits am Mangel an Recyclinganlagen, als auch am fehlenden wirtschaftlichen und politischen Druck. Das seit 2019 geltende Verpackungsgesetz (VerpackG) sieht zwar eine Recyclingquote von 63 Prozent vor, jedoch konnte dieser Wert bislang nicht erreicht werden.
In Zukunft könnten weitere EU-Vorschriften erlassen werden. Im Rahmen des „Green New Deals“ will die Europäische Kommission die Kreislaufwirtschaft weiterhin fördern und ausbauen. Dabei sollen primär neue Regelungen für die Nutzung von Recyclingmaterial aufgestellt werden.
Fazit
In Zukunft wird ein Zuwachs der Nachfrage an biobasierten Kunststoffen erwartet. Bislang kann man jedoch noch nicht von einem ökologischen Vorteil sprechen. Sie schonen zwar fossile Ressourcen, doch bringen sie andere Probleme mit sich.
Weitere innovative Alternativen sind in Entwicklung, so können Kunststoffe aus Pilzsporen, Algen, Disteln, Milch oder aus Holz hergestellt werden. An einem Mangel an innovativen Ansätzen kann also nicht gesprochen werden. Ob die Materialien industriell in großen Maßstab hergestellt werden können, ist jedoch fraglich.
Plastik ist zwar ein Material, welches viele Vorteile mit sich bringt, doch schlussendlich macht es auch viele Probleme. Es reicht nicht nur Plastik zu vermeiden, vielmehr wird ein geeignetes System benötigt, welches den Umgang von Plastik von Anfang bis Ende regelt.