Das bedrohte Paradies
Tropische Strände, bunte Straßenmärkte und luxuriöse Shopping-Malls: So mögen die Bilder lauten, die viele Menschen mit Thailand verbinden. Schließlich handelt es sich hierbei nicht von ungefähr um das erklärte Eldorado für Honeymooner, Aussteiger, Rentner und andere Zeitgenossen, die sich einen dauerhaften Aufenthalt im ‚Paradies‘ wünschen.
Dass sich das ‚Land des Lächelns‘ von seiner schönsten Seite zeigt, mag vielleicht auf einen Kurzaufenthalt zutreffen. Wer hier jedoch länger lebt, wird auch mit den Schattenseiten konfrontiert. Natürlich kommt es dabei in erster Linie auf den Standort an. Wer beispielsweise dem unbestrittenen Zauber der facettenreichen Hauptstadt Bangkok verfällt, wird wie in nahezu jeder asiatischen Metropole dichten Verkehr und eine entsprechend hohe Luftverschmutzung in Kauf nehmen müssen.
Wie sich die Schadstoff- und Feinstaubbelastung der Luft konkret äußert
Inzwischen warnen bereits Tropenmediziner bei Reisen in asiatische Großstädte vor jenem oftmals unterschätzten Übel: der Luftverschmutzung. Denn abgesehen von den ‚klassischen‘ Tropenkrankheiten erweisen sich auch Smog, Schmutz und Feinstaub als Faktoren, die die Urlaubsfreuden erheblich trüben können. Gerade Menschen, die bereits vor der großen Reise unter Erkrankungen der Lunge oder Atemwege leiden, sind ebenso wie kleine Kinder, ältere Menschen und werdende Mütter von der hohen Schadstoffbelastung betroffen. Spürbar wird diese durch lokale Reizungen der Atemwege, die bereits nach einer kurzen Zeit im Freien auftreten können.
Husten, Heiserkeit, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Konzentrationsschwäche: Das sind nur einige der Symptome, unter denen ein Großteil der Bangkoker Bevölkerung leidet. Langfristig führt die anhaltende Belastung zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems. Eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten ist die Folge. Doch auch auf visueller Ebene wird die hohe Luftverschmutzung deutlich. Denn wer sich für einige Stunden in Stadtteilen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen aufhält, benötigt ganz offensichtlich eine Dusche, da sich kleine schwarze Schmutz- und Staubpartikel nicht nur auf der Haut, sondern auch unter den Fuß- und Fingernägeln festsetzen.
Ursachen und Herausforderungen der Luftverschmutzung
In puncto Luftqualität in Thailands Hauptstadt lassen sich gravierende innerstädtische Schwankungen verzeichnen. Der sogenannte Real-Time Air Quality Index (AQI) erreicht in der Regel Werte, die vorwiegend für Risikogruppen als ungesund eingestuft werden. Jedoch lassen sich innerhalb der Metropole drastische Unterschiede feststellen. In dem Stadtteil Pathum Thani beispielsweise hat sich der AQI auf ein gesundes Maß eingependelt. Hier handelt es sich um eine dicht begrünte Region mit nur wenig Verkehrsaufkommen. In Ballungszentren hingegen kann die hohe Feinstaub- und Schadstoffbelastung rasch anhaltende gesundheitliche Schäden mit sich bringen. Verstärkt wird das Risiko noch durch Heizungsabgase und Müllverbrennung. Bei Letzterem handelt es sich um ein Phänomen, das nur selten zur Sprache kommt, da es nicht ständig präsent ist. Wer jedoch in kleinen Seitenstraßen, in der Landessprache ‚Soi‘ genannt, wohnt, wird bei aller Idylle nicht selten von jenen beißenden Rauchdämpfen geweckt, die die nachbarschaftliche Entsorgung ungeliebter Gegenstände in Tankfässern signalisiert. Auch in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi bleibt dies ein Problem von größter Brisanz. Denn abgesehen von den smogintensiven Phasen, in denen Himmel und Sonne von einem dunklen Schleier verdeckt sind, machen auch die auf lokaler Ebene üblichen Müllverbrennungsaktionen den Menschen zu schaffen. Dass sich der Feinstaub hier in noch weitaus größerem Ausmaß auf Haut und Lunge festsetzt als in Bangkok, werden Weltenbummler bestätigen können.
Schutzvorkehrungen
Wen es für einen längeren Zeitraum nach Bangkok, Delhi oder in eine andere asiatische Metropole verschlägt, wird sich kaum den Auswirkungen von Feinstaub und Luftverschmutzung entziehen können. Experten raten, sich gerade an Tagen mit besonders hohem AQI so wenig wie möglich im Freien aufzuhalten. Um der hohen Ozonbelastung aus dem Weg zu gehen, bietet sich ein Stadtbummel primär in den frühen Morgenstunden bzw. am Abend an. Besonders empfindliche Gäste sollten auf die in jedem ‚7 Eleven‘ zu findenden Gesichtsmasken ausweichen, die nicht nur vor Schadstoffen, sondern auch vor unangenehmen Duftnoten schützen.
Maßnahmen der Regierung sehen sowohl die Förderung körperlicher Betätigung als auch umweltschonender Alternativen der Fortbewegung vor. Ein Beispiel sind Fahrradaktionen. Begrüßen lässt sich das Engagement zweifellos, da es im verkehrsberuhigten Teil für einen Tag zu weniger Abgasen kommt. Ob das kilometerlange Radeln durch eine nach wie vor von einer überdurchschnittlich hohen Luftverschmutzung gekennzeichneten Stadt von Medizinern empfohlen wird, ist fraglich. Um eine kontinuierliche Verschlechterung der Luft und damit eine anhaltende Reduktion der Lebensqualität der hier lebenden Menschen zu vermeiden, sind folglich Konzepte vonnöten, die die Schadstoffentwicklung drastisch reduzieren. Metro und Skytrain, deren Liniennetz beständig ausgebaut wird, sind nur einige der Alternativen zum eigenen Auto, die nicht nur einen stressfreien, sondern auch einen umweltfreundlichen Transport ermöglichen.