Das schnelle Wachstum der globalen Bevölkerung und Wirtschaft sowie die zunehmende Urbanisierung führen zu einem enormen Bedarf an Sand. Dieser wird vor allem in der Bauindustrie und für die Produktion vielfältiger Güter verwendet, aber auch zum Aufschütten ganz neuer Landmassen – wie beispielsweise in Singapur oder Dubai. Laut UNEP (United Nations Environment Programme) werden weltweit jährlich etwa 50 Milliarden Tonnen Sand benötigt. Die Nachfrage wird in den nächsten Jahren noch weiter steigen – vor allem durch das Wachstum in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Warum der Sand knapp wird
Der Großteil des Sandes auf unserer Erde entsteht durch die Erosion und Verwitterung der Gebirge. Die sich immer weiter zerkleinernden Steine werden von Flüssen in Seen oder Meere oder durch den Wind weitertransportiert. Bis also aus Gestein Sand entsteht und dieser seinen Zielort erreicht, vergehen Millionen von Jahren. Doch aktuell entnehmen wir mehr von dieser Ressource, als die Natur nachliefern kann. Pascal Peduzzi vom UNEP sagt hierzu: „Bislang nutzten wir Sand, als wäre er unendlich. Doch es dürfte – genau wie beim Öl – ein Fördermaximum geben“.
In Deutschland ist die Sandknappheit bereits zu spüren. Trotz der Förderung in etwa 2.000 Sand- und Kiesgruben kommt es immer wieder zu Lieferengpässen. Denn viele Flächen, unter denen Sand zu finden wäre, sind bebaut oder als Schutzgebiete ausgewiesen und somit nicht nutzbar. Andere Länder gewinnen Sand direkt aus dem Meer und von Küsten. Aufgrund des Salzgehalts hat dieser jedoch eine geringere Qualität als der aus Flüssen.
Auch der feine Wüstensand ist für viele Einsatzzwecke wie die Betonherstellung nicht geeignet. Deshalb musste Dubai für den Bau des Burj Khalifa Sand aus Australien importieren. Der Stadtstaat Singapur nutzte für die Vergrößerung seiner Fläche ebenfalls importierten Sand – was Singapur an Fläche dazugewann, verschwand vom Meeresboden Indonesiens oder Malaysias. Inzwischen haben viele Nachbarländer den Export verboten.
Die Folgen des Sand-Abbaus
Die Entnahme von Sand aus Flüssen und Meeren zieht eine ganze Reihe ökologischer Auswirkungen nach sich. Denn beim Absaugen oder -graben des Sandes werden Meeresorganismen getötet und deren Lebensraum zerstört. Ökosysteme und Strömungen geraten aus dem Gleichgewicht. Da der Sand in die Löcher am Meeresboden nachrutscht, verschwinden immer mehr Strände. Dies wiederum verursacht, dass Küstenorte stärker von Überschwemmungen und Stürmen betroffen sind.
In Kombination mit dem Klimawandel und Staudämmen, die den Sedimentstrom weiter reduzieren, richtet der Sandabbau irreversible Schäden an. So zum Beispiel im Mekong Delta in Vietnam: Der WWF geht davon aus, dass im Jahr 2100 nur noch die Hälfte des Deltas existieren wird. Millionen von Menschen verlieren dann ihre Heimat, Fischer und Bauern ihre Einkommensquellen.
Die Probleme werden durch einen weiteren Faktor noch weiter verstärkt: den organisierten Sandraub. Schätzungen zufolge werden inzwischen 10 bis 15% des Sandes illegal gefördert. Zum Teil stehlen bewaffnete Gruppen hierbei ganze Strände. Und auch Morde hat die sogenannte Sand-Mafia zu verantworten.
Lösungen für einen nachhaltigeren Umgang mit Sand
Einer der wichtigsten Ansätze für einen schonenderen Umgang mit unseren Sand-Ressourcen ist das Recycling von Materialien und Abfällen, die Sand und Kies beinhalten. Im Rahmen des BauCycle Projekts mehrerer Fraunhofer Institute konnten zum Beispiel Verfahren entwickelt werden, um Porenbeton und schallabsorbierende Platten aus Bauschutt herzustellen. Auch Baugruben-Aushub muss nicht entsorgt, sondern kann aufbereitet und wiederverwendet werden. Darüber hinaus kann recyceltes Glas als Sand-Ersatz in Beton eingesetzt werden. So lässt sich der Einsatz von Primärressourcen reduzieren.
Es wird außerdem an Möglichkeiten geforscht, um Wüstensand nutzbar zu machen. Dieser ist für die Betonherstellung eigentlich zu fein, doch durch das Zermahlen zu Mehl und das anschließende Verdichten zu Granulaten wird die Nutzung möglich. Entsprechende Anlagen sind besonders für die arabischen Länder interessant. Durch Abbau und Weiterverarbeitung vor Ort werden lange Transportwege und Emissionen eingespart.
Neben der Forschung und Innovationskraft von Unternehmen und Instituten ist die Politik gefragt, internationale Regeln für den Sandabbau einzuführen und den illegalen Sandhandel einzudämmen. Außerdem muss ein stärkeres Bewusstsein für die Folgen des Sand-Abbaus und für mögliche Alternativen geschaffen werden. Maßnahmen wie die Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz, die die Bundesregierung dieses Jahr beschlossen hat, sind ein erster Schritt. Damit wurden bundesweit einheitliche Standards für die Herstellung und den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen festgelegt, wodurch diese gefördert werden sollen.
Fazit
Die Ressource Sand wird immer knapper. Der steigende Bedarf und die sinkende Verfügbarkeit führen zur Ausbeutung der Vorkommen und damit zu erheblichen Umweltschäden. Zur Lösung dieser Krise sind neue Recyclingverfahren und alternative Materialien genauso gefragt wie politische Regularien. Denn wie für alle Rohstoffe gilt: Unser Umgang damit muss verantwortungsbewusster und ein nachhaltiger Wertstoffkreislauf ermöglicht werden. Genau das ist auch unser Ziel im IT-Remarketing.